Deutscher Umweltpreis: Preisträger 2008 – Boschürentext
Der Biologe und Physiker Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker gilt als einer der wichtigen Vordenker des Konzeptes einer nachhaltigen Entwicklung. Mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten, Ideen und Vorschlägen, wie die wachsende Menschheit ihre materiellen Bedürfnisse langfristig befriedigen und gleichzeitig die Umwelt als überlebensnotwendige Grundlage bewahren kann, hat er in den letzten Jahrzehnten wichtige Beiträge für diese gesellschaftliche Debatte geliefert und dabei wesentlich zur Verankerung dieses neuen Denkens in Wissenschaft, Wirtschaft Politik und Gesellschaft beigetragen.
Als Experte für Umwelt, Ökoeffizienz und Biologie hat von Weizsäcker Anleitungen zur Lösung von Umweltproblemen vorgelegt und viele sehr einflussreiche Veröffentlichungen geschrieben. Zu seinen bekanntesten Büchern gehören „Erdpolitik“ und „Faktor Vier“, ein Bestseller und Bericht an den Club of Rome, mit praktischen Anleitungen dazu, wie mit einem halbierten Naturverbrauch doppelter Wohlstand erreicht werden kann. Gegenwärtig schreibt er an einem noch ehrgeizigeren Nachfolgebuch, „Faktor Fünf“.
Ernst Ulrich von Weizsäcker gilt zudem als einer der Vordenker der „Ökologischen Steuerreform“, durch die umweltbelastende Verfahren und Produkte steuerliche Belastungen erfahren, während zeitgleich die menschliche Arbeit steuerlich entlastet wird. Von v. Weizsäcker wurde dies häufig zugespitzt mit dem Satz „macht lieber Kilowattstunden als Menschen arbeitslos“ auf den Punkt gebracht.
Über viele Jahrzehnte war Prof. von Weizsäcker in unterschiedlichen, sehr bedeutenden Einrichtungen tätig und hat dort wichtige Aufgabenfelder angestoßen und grundlegende Strukturen geschaffen. So war er unter anderem Präsident der Universität Kassel, Direktor am UNO-Zentrum für Wissenschaft und Technologie in New York und Direktor des Instituts für Europäische Umweltpolitik Bonn, London und Paris. Als Gründungspräsident hat er maßgeblich das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie mit aufgebaut. Unter seiner fast zehnjährigen Leitung hat es sich zu einem der weltweit wichtigsten Impulsgeber in Fragen der Klimapolitik und Ressourceneffizienz entwickelt. Dies hat auch den damaligen UNO-Generalsekretär Kofi Annan bewogen, Weizsäcker als Berater für die Vorbereitung des Weltgipfels für Nachhaltige Entwicklung zu berufen.
Durch die Leitung der Enquete-Kommission „Globalisierung und Weltwirtschaft“ des Deutschen Bundestages erlangte Weizsäcker auch außerhalb der Ökologie internationales Ansehen. 2002 wurde er in die Weltkommission für soziale Fragen der Globalisierung berufen.Im Bundestag leitete in der 15. Wahlperiode den Umweltausschuss. Zwischen 2003 und 2004 arbeitete er als Vertreter Deutschlands in Tony Blairs Arbeitsausschuss zur Klimapolitik, der die Leitlinien im Klimaschutz Großbritanniens für das G 8-Treffen in Gleneagles vorbereitete.
Auch jetzt leistet von Weizsäcker wieder Pionierarbeit als Dekan der Donald Bren School an der Universität von Kalifornien, Santa Barbara, um die nächste Generation auf einen nachhaltigen Weg zu bringen: Die Bren School ist eine reine Graduiertenhochschule, die sich der Synthese von Umweltwissenschaften und -management widmet.
Neben seiner Tätigkeit als Dekan der Bren School wurde er als Ko-Vorsitzender des neuen UNEP-Panel für Nachhaltige Ressourcennutzung berufen und Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe Ökonomische Instrumente im Umweltschutz des China Council for International Cooperation on Environment and Development. In beiden Gremien geht es zentral um die Entkoppelung von Wirtschaftwachstum und Ressourcenverbrauch.
Prof. Dr. Dr. h. c. Ernst Ulrich von Weizsäcker
Dekan der Donald Bren School für Umweltwissenschaft und -management der Universität Kalifornien (Santa Barbara)
Grundlegende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet Nachhaltigkeitsforschung und deren Kommunikation in Politik und Gesellschaft